Wein richtig probieren

Servus ihr Korknasen. Wein richtig probieren? Ganz easy. Wenn ihr euch an diesen 4 Punkten orientiert, offen seid und bleibt sowie die nötige Lust mitbringt.

1. Die Trinktemperatur

Schaut danach, dass euer Wein die richtige Trinktemperatur hat. Eine kleine Guide-Line kann euch diese Tabelle geben. Grundsätzlich aber eines: Serviert den Wein lieber zwei Grad zu kalt als zwei Grad zu warm. Das versteht sich von selbst, oder?

Weisswein

jung, trocken

9 bis 11 Grad Celsius

 

würzig, aromatisch

10 bis 12 Grad Celsius

 

reif (ab 5 Jahren)

10 bis 12 Grad Celsius

 

halbtrocken oder viel Restsüsse

12 bis 14 Grad Celsius

Schaumwein

falls keine andere Angabe auf dem Etikett

6 bis 7 Grad Celsius

Rotwein

kraftvoll, schwer

18 Grad Celsius

 

Alltagsweine, mittelkräftig

16 bis 18 Grad Celsius

 

jung und leicht

14-16 Grad Celsius

 

sehr fruchtig

12-14 Grad Celsius

 


Was? So warm? Jetzt ist es nunmal so, dass wir aus purer Gewohnheit unsere Getränke gerne eiskalt trinken. So im Coca Cola Stil bei 3 °C. Erfrischend mit Sicherheit. Aber gerade um einen Weißwein wirklich verkosten zu können solltet ihr auf solch eisige Temperaturen verzichten. Selbst an diesen heißen Tagen.


Macht aber gerne einmal den Test und lasst den Wein langsam bei Zimmertemperatur erwärmen. Ihr werdet feststellen, der Wein wird sich verändern und immer mehr Nuancen werden zum Vorschein kommen. Für die folgenden Schritte noch ein Tip: stellt euch verschiedene Gläser bereit!

2. Schauen. Schwenken. Schauen

Wenn ihr die Farbe eures Weines begutachten wollt, haltet diesen niemals gegen direktes Licht, sondern immer gegen eine möglichst weiße Fläche. Nur so werdet ihr das Farbenspektrum eures Weins erkennen.

Wie ist die Farbe des Weines? Folgende Ausdrücke springen einem in der Weinsprache sehr oft ins Auge:

  • Weißweine: grüngelb, strohgelb, goldgelb, Bernstein
  • Roséwein: blassrosa, hellrosa, himbeer- oder erbeerfarben, orange, lachsfarben
  • Rotwein: hellrot, violett, purpur, rubin- oder ziegelrot

    Wie ist die Intensität der Farbe zu beurteilen?

  • Weißwein: glanzhell, brilliant, strahlend, klar, transparent, matt, stumpf, trüb
  • Rotwein: dicht, dunkel, gut gedeckt, durchscheinend, hell, transparent

Wenn ihr den Wein zusätzlich ein paar Mal schwenkt werdet ihr die so genannten „Kirchenfenster „sehen. Diese am Glasrand herunterlaufenden Tränen, so besagt der Mythos, geben euch die Auskunft darüber wie Alkoholhaltig und Extraktreich der Wein ist und auch eine Tendenz aus welchen Gefilden der Wein kommt. Diese Theorie ist nicht wirklich wissenschaftlich belegt und fundiert, als Angeberwissen aber durchaus zugelassen:

  • Keine Tränen/eher wässrig: Der Wein ist leicht und hat wenig Alkohol
  • Dünne, eng aneinander liegende schnelle Tränen: hoher Alkohol oder Fruchtgehalt
  • Dunkle Tränen: Der Wein kommt entweder aus warmen Gefilden oder hatte viel Kontakt mit der Schale.

3. Schwenken. Riechen. Probieren. Riechen

Immer diese Angeber, die ihr Glas schwenken und riechen. Schwenken und riechen.
Ja, man kann den Wein auch „zu Tode“ schwenken. Bitte, Erst einmal riechen ohne zu schwenken um die ersten Duftstoffe aufzunehmen. Danach, mit Bedacht, schwenken. Also zwei Mal rund im Kreis. Und wer diese Technik im Stehen noch nicht so raus hat, stellt sich einfach galant an einen Tisch und dreht das Glas etwas schneller im Kreis ohne es anzuheben. Damit setzt ihr Aromen frei die ihr nun mit der richtigen Technik und etwas Übung einordnen könnt. Riecht kurz aber tief nach hinten ein, denn je nach lokaler Duftwarnehmung werdet ihr unterschiedliche Dinge feststellen können:

  • An der Nasenspitze: die Säureentwicklung (von kribbelnd bis stechend bei Essigsäure)
  • In der Nasenmitte: Mineralität (diese verursacht ein Austrocknen der mittleren Nasenwurzel)
  • Hintere Nase: Alkoholwirkung (sie wirkt teils wärmend, auskleidend und voluminös)

Die Weinsprache mit der man die Intensität des Duftes und das Empfinden in der Nase beschreibt sieht in aller Regel Begriffe wie: verhalten, zart, dezent, dominant, ausgeprägt und aufdringlich vor. Mit etwas Erfahrung in eurem eigenen persönlichen Weinprofil könnt ihr so (vorausgesetzt die Beschreibung des Händlers stimmt) nach einiger Zeit immer den richtigen Wein für euch und euren Anlass finden.

Ja das Riechen ist die eigentliche Kunst. Denn wir Menschen schmecken die Aromen des Weins nicht direkt im Mund. Wir schmecken lediglich sauer, süß, scharf, bitter und salzig.
Alle weiteren Aromen nehmen wir retronasal, also durch die clevere Kombination von Nase und Mund im hinteren Rachenraum wahr.

Auch ist es uns Menschen unmöglich alle Aromen herauszufinden die ein Wein so mit sich bringt. Mit viel Übung und Erfahrung, Zeit und Geduld für die Temperaturveränderung sowie die Probe aus unterschiedlichen Gläsern lassen dann zumindest einige Aromen erahnen. Folgende Komponenten könnt ihr aus einem Wein erfassen:

  • Fruchtig:  Als fruchtig kann fast jeder Wein beschrieben werden. Das ist umsatzbedingt so gewollt, denn die meisten Menschen bevorzugen fruchtige Weine gegenüber solchen mit anderer Markanz.
  • Blumig:  Früher wurde so ein besonders fülliges Bukett gemeint. Heute unterscheidet man tatsächlich differenzierter. So z.B. Rose, Veilchen, Flieder, etc.
  • Vegetabil: grüne Düfte wie z.B. die einer Paprika, Gras, Gurke. Vor allem die Cabernet Sorten weißen dieses Aroma auf. Aber auch Weine welche viel Kontakt mit Schale und Kernen hatten oder die Trauben gar nicht entrappt wurden.
  • Würzig: kommen durch würzige Rebsorten oder z.B. auch durch Barrique Ausbau
  • Holzig & Erdig: Verschiedene Holzarten und Rösttypen
  • Balsamische Aromen:  Wachs,- Heu- oder Butteraroma. Oft in reifen und spontanvergorenen Weinen zu finden.
  • Animalisch: Kuhstall, Katzenurin und ähnliches sind im Wein sehr selten so dominant, dass der Anfänger sie erschmecken könnte.

Mit Hilfe eines Aromarads könnt ihr die Unterscheidung der einzelnen Kategorien trainieren. Welche Frucht riecht ihr? Maracuja oder doch eher grüner Apfel? So könnt ihr euch langsam herantasten.

4. Spucken oder Schlucken

Ob ihr euren Wein schlucken oder spucken wollt bleibt euch überlassen. Im privaten Rahmen wird der Wein gerne geschluckt. Solltet ihr aber eine seriöse Verkostung über mehrere Stunden besuchen, werdet ihr euch schnell als Branchenfremder outen wenn ihr den Spucknapf meidet. Aber auch das will gelernt sein 😉

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